4 Lösungsansätze für eine höhere Arbeitgeberattraktivität der öffentlichen Verwaltung

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Wie soll er aussehen, der öffentliche Dienst der Zukunft? Wie wird sich die Beschäftigungsstruktur künftig darstellen? Welchen Einfluss wird die digitale Entwicklung auf die Verwaltung haben? Sind bei Aus-, Fort- und Weiterbildung aktuelle Entwicklungen berücksichtigt? Wie steht es um die Digitalkompetenz des Verwaltungspersonals?

Der öffentlichen Dienst und seine fast 5 Millionen Beschäftigten stehen vor großen Herausforderungen. Seit Jahren sind die Auswirkungen des demografischen Wandels ebenso spürbar wie die der Digitalisierung, die Gesellschaft und Arbeitswelt verändert. Personalengpässe werden durch diese Auswirkungen nur erweitert und greift somit immer mehr auch in die alltägliche Arbeit. Um qualifiziertes Personal anzuwerben und auch nachhaltige Beschäftigungen einzugehen, ist die Attraktivität als Arbeitgeber ein essenzieller Punkt. Nachfolgend bearbeiten wir die ersten wichtigen Schritte, die der Verwaltung mehr Präsenz in der Öffentlichkeit als attraktiver Arbeitgeber beschert. 


Das Durchschnittsalter der Beschäftigten steigt, und die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs gestaltet sich zunehmend schwierig. In den kommenden 10 Jahren werden mehr als 1,25 Millionen Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Maßnahmen, die die Attraktivität des öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber dauerhaft steigern, sind vor diesem Hintergrund unumgänglich. Die „digitale Revolution“ wird auch den öffentlichen Dienst und das gesamte staatliche Handeln gegenüber den Bürger*innen verändern und prägen. Als Akteur*innen in Behörden, Verwaltungen und Betrieben, in denen neue Hard- und Software, neue Abläufe, Prozesse und Netzwerke zu implementieren sind, sind die Beschäftigten der öffentlichen Verwaltung massiv betroffen. 

Agilität als Notwendigkeit

Nur wer beweglich ist, bewegt etwas. Entscheidend für den öffentlichen Dienst ist, dass er es gegenwärtig und in Zukunft mit zunehmend ausdifferenzierten und komplexen Zielgruppen und Sachverhalten zu tun hat – innerhalb der eigenen Strukturen ebenso wie auf Seiten der Bürger*innen. Hierauf muss der öffentliche Dienst sich mental und strukturell einstellen – er muss in jeder Hinsicht beweglich sein, er muss agil sein, verstanden als die Flexibilität im Denken und Handeln der Akteur*innen und Strukturen. Verstanden aber auch als die Mentalität, dass am Ende alles für die jeweilige Zielgruppe funktionieren muss und es auf dem Weg dorthin durchaus auch Fehler und Fehlentwicklungen geben kann – tolerabel, wenn man aus diesen Fehlern lernt und die Dinge zügig optimiert.

agile Verwaltung

Die Verwaltung der Zukunft ist agil: Sie beschäftigt vielfältigste Menschen, die im Dienst der Allgemeinheit stehen. Verwaltungen stellen sich mit flexiblen und reaktionsfähigen Strukturen zeitnah auf aktuelle Herausforderungen ein und zeichnet sich durch einen hohen Grad der Mitbestimmung aus. Flexible Arbeitsbedingungen und -modelle sorgen für mehr Bewegungsfreiheit der Beschäftigten, für eine höhere Arbeitszufriedenheit und größere Motivation. Davon profitieren die öffentlichen Arbeitgeber und „Dienstherren“/ Führungskräfte in gleichem Maße. Eine wichtige Rolle bei der agilen Transformation des öffentlichen Dienstes kommt den Führungskräften zu: Sie müssen sich an die Spitze der Bewegung setzen und eine neue Kultur der Beweglichkeit, der Wertschätzung und der Motivation leben – auch, wenn es um die Abflachung von Hierarchien und die Umstrukturierung von Entscheidungswegen geht, um Potenziale freizusetzen.
Mit agilen Denkansätzen, organisatorischen Innovationen und dem Anstoßen von Prozessen sind die Führungskräfte in Zukunft quasi die Chef-Entwickler*innen der Daseinsvorsorge. Dafür müssen sie mit entsprechender Ausbildung und Qualifikation gewappnet werden – ebenso wie alle Beschäftigten für diese neuen Formen des Arbeitens.

Diversität als Chance

Das Gemeinwohl geht alle an. Unsere Gesellschaft hat dieses Gemeinwohl in erster Linie in die Hände die Verwaltung gelegt. Um den Belangen des Gemeinwohls gerecht zu werden, braucht der öffentliche Dienst eine vielfältige Beschäftigtenstruktur, die besser unterschiedliche Bedürfnisse aller gesellschaftlichen Gruppen aufnehmen, abbilden und auf diese reagieren kann. Der öffentliche Dienst muss Spiegel und Vorbild der Gesellschaft sein, und die Vielfalt der Gesellschaft hat sich in der Beschäftigtenstruktur abzubilden.

Die Vielfalt der sich verändernden Gesellschaft muss in der Verwaltung und in seiner personellen und organisatorischen Aufstellung und Ausrichtung Beachtung finden. Dabei geht es sowohl um die Bedürfnisse vorhandener und künftiger Beschäftigter als auch um die Erwartungen der Bürger*innen an eine Verwaltung, die sich der gesellschaftlichen Vielfalt bewusst ist und diese berücksichtigt. Zurückzuführen ist dieser Anspruch auf den Wertekanon des Grundgesetzes, der im Gleichheitssatz des Artikels 3 Grundgesetz sowie im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) seinen konkreten Niederschlag findet. Die menschliche Vielfalt ist als gesellschaftliches Potenzial wertzuschätzen und bewusst zu fördern. Dimensionen von Vielfalt sind dabei insbesondere Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, Behinderung, Religion und kulturelle Weltanschauung sowie sexuelle Identität. Je nach Situation und Kontext können auch weitere Aspekte von Vielfalt bedeutsam sein, beispielsweise (Aus-)Bildung, sozialer Status, Familienstand und Einkommensverhältnisse. Vielfalt im Sinne von Diversity umfasst Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Damit ist gemeint, dass Menschen Gemeinsamkeiten teilen, sich gleichzeitig aber auch in zahlreichen Aspekten voneinander unterscheiden.

Digitalisierung als Katalysator

Die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist in vollem Gange. Auch die Verwaltung muss die Chancen der digitalen Technologien endlich wertschöpfend nutzen – materiell wie ideell. Wenn der Staat seinen Bürger*innen, in deren Alltag digitale Anwendungen und Dienstleistungen längst gang und gäbe sind, noch immer analog gegenübertritt und PDF-Formulare das höchste der Gefühle sind, ist einfach zu wenig. Auch die Beschäftigten zählen übrigens zu diesen Bürger*innen und haben zu Hause häufig deutlich bessere technische Standards als in ihrer Behörde oder Verwaltung.

Diese „Steinzeit“ muss ein Ende haben. Die Kraft des Digitalisierungsfortschritts kann – richtig eingesetzt und sensibel weiterentwickelt – Deutschlands öffentlichen Dienst auch im digitalen Zeitalter zu einem der besten in der ganzen Welt machen. Entscheidend ist, sich nun endlich auf den Weg zu begeben und gemeinsam mit den Beschäftigten sinnvolle technische Lösungen zu entwickeln – agil im besten Sinne: Von Nutzenden und Benutzenden her gedacht, zielgruppengerecht ausgestaltet, kompatibel über alle Gebietskörperschaften, Behörden- und Verwaltungsebenen hinweg und versehen mit einer gesunden Fehlertoleranz. Nicht alles muss von Anfang an perfekt und ausgereift sein. Auf dem Weg zum Ziel dürfen alle Beteiligten weiter lernen und die digitalen Produkte stetig optimieren. Entscheidend ist, dass das digitale Innovationskapitel für den öffentlichen Dienst jetzt aufgeschlagen wird.

Personal mitnehmen und gestalten lassen

Personalförderung

Nur ein personell wie technisch gut aufgestellter, modern agierender und beweglicher öffentlicher Dienst wird die Herausforderungen der Zukunft meistern und seine Arbeit mit der Rückendeckung einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz leisten können. Diese Akzeptanz wird der öffentliche Dienst nur dann erreichen können, wenn er den Staat als „Spiegel der Gesellschaft“ repräsentiert mit einer vielfältigen Beschäftigtenstruktur, digitalen Dienstleistungen und einer wertschätzenden respektvollen Teamkultur.

Auch auf dem Arbeitsmarkt wird der öffentliche Dienst als größter Arbeitgeber Deutschlands im Wettbewerb um die Leistungsträger*innen von morgen nur dann punkten können, wenn er ins Profil der Berufseinsteiger*innen von heute passt: agil, vielfältig, digital. 

Zusammenfassung und die nächsten Schritte

Die Verwaltung der Zukunft zusammengefasst 

  • ist beweglich und divers,
  • ist bürgernah und leistungsstark – analog wie digital,
  • ist ein attraktiver Arbeitsplatz,
  • ist top-ausgestattet und top-qualifiziert – jederzeit,
  • wird geschätzt und ist wertschätzend gegenüber seinen Beschäftigten,
  • wird mitbestimmt und mitgestaltet von starken Personalvertretungen.
Was wir Ihnen empfehlen, um das Thema "Verwaltung als attraktiver Arbeitgeber" anzugehen...

    • Legen Sie eine Person oder eine Personengruppe fest, welche das Themenfeld „Arbeitgeberattraktivität“ strategisch entwickelt und operativ in Teilprojekten umsetzt.

    • Wenn möglich können Sie auch separate Stellen „Personalleitung“ sowie „Personalentwicklung und Qualifizierung“ in der Kommune etablieren, welche dann sowohl nach innen das Verwaltungspersonal betreuen und „pflegen“ als auch nach außen Kooperationen mit Agenturen entwickeln und umsetzen.

    • Etablieren Sie ein festes Budget für den Bereich Arbeitgeberattraktivität.

    • Setzen Sie regelmäßige Incentive-Programme, also Arbeitnehmergratifikationsprogramme um.

    • Nutzen Sie die Fördermittelportale von EU, Bund, Land und Region für die Finanzierung.

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Bild von Stefan Komoß
Stefan Komoß Bürgermeister a.D. & Geschäftsführer von rego Dienste Alle Artikel des Autors

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